Page 72 - 1992 - XVIII Congresso Internazionale di Storia Militare
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          Grundbesitt und Titel gehen eindeutig  hierauf zuriick. So  fallcn  ihncn Buirrago
          und Hita erst damalszu; diirfen sie sich nichc vor der Schlacht von Olmedo (1445}
          mit dem Titel eines Markgra.fen von SamiUana schmiicken und nicht mie dem ei·
          nes Hcrzogs von Lnfantado vor der Belagerung von Toro (1475). Gleichartige Ent·
          wicklungen sind bei alleo  kasrilischen  Adelsgeschlechrern  fesrzusrellen.
              Die miic.hcigsten Adeligen niitzen iiberdies in dem Augenblick die Chance, als
          sie es mie einem minderjiihrigen Enrique lll. zu tuo hatcen, mit Hilfe ihrer Heeres·
          verbandc auf die Policik Einfluss zu nehmen, d.h. die regierende Macht in  ihrem
          Sinne zu schwiichen. Sie verwandren alle Krafr darauf, ihre Vorsrejlungen den Re·
          giereoden aufzuzwiogen. Dazu aber mussren sie zwangslaufìg an den kriegeriscben
          Auseinander·settungeo akriv teilnehmen. Derarcige Handel verschaffren ihnen da nn
          zablreiche Vonei!e, wobei nur an hohere Remeionahmen und die erwiihoreo  Ver·
          mogensmassen gedacht sei, was norwendigerweise zur Mehrung lhrer militiirischen
          Macht un d  in der Folge dazu fiihrce,  dass ihre Stimme grosseres Gewicht bei den
          verschiedensten  Regierungsmass·nahmen  bekam.
             Die Mèiglichkeiten, sich in  die Regierungsgeschafre des  Kèinigreìches  einzu·
          mischen,  hing zu guren Teilen davon ab, inwieweir  es gelang, weite Landstriche
          und die Verkebrswege zu beherrschen, im ldealfall ein Grenzgebier, denn auf diese
          Weisc verfiigre mao zugleich  iiber grossere Verbande des  srehenden Heeres.  Als
          es vor aUem um Verreidigung und nicht so sehr um offensive Kriegsfiihrung ging,
          kam es bei der riiumlichen Konrrolle io ersrer Linie auf stracegisch gut gewahlre
          Fesrungen an. Wabreod die Burgauf der einen Seire ein Zeichen stiiodiger Kamp·
          fe  isr, offenban sich in  ihr andererseirs die policische, wimchafrliche und gesarnt·
          geseUschafdiche Vorberrschaft des Adeh iiber die resdiche Bevolkerung. Hieraus
          erklirt sicb unrer anderem, warum der Adel so vide Burgen mir hohen schlanken
          Haupr:ri.irmen und falscheo Guss!ochreihen bauen liess. warum man scheinbar al·
          lein  zur  Zierde an den Ecken Scharwachr:ri.irm.chen. anbrachce. In einer  Ze.ir. als
          die Artillerie ungeabnce Eomchriue machte, hiium sich eigenclich dicke, niedrige·
          re Mauern, Bèischungen  am Mauerfuss, Grabeo  und Bollwerke .empfohleo.
              Eine oder gar mehrere Burgen  innezubaben, verschaffre  an s.ich  schon dem
          Adeligen wichlige Vorreile. Zum eine~ erhèihre sicb so die Aussichr, voo  hier aus
          neue Ter_rirorien io seinen Besicz bringen; zum anderen wiirde man sich auf diese
          Weise leichrer im Streir zwischen Adel und Monarchie auf der einen Seite und auf
          der a.nderen zwiscben den verschicdenen adeligen Gruppierungen behaupren kon-
          nen. Speziell hierfiir war ausschlaggebend, dass  von diesem  Punkt aus  Verreidi·
          gungsaktionen ih.ren  Aussgang nebmen konncen.,  nich.t zu ve.rgessen, dass Burgen
          bei Verhandlungen iiber Waffeoruhe oder Frieden aJs  Unrerpfand dieocen,  mei·
          srenreils wohl sogar als solches gegeben werden mussren. Schliesslich erlaubten di e
          Burgen noch. Waffen zu  lagern uod die Truppe einzuquartieren. Es  liegr auf der
          Hand. dass auf diesem Weg beispielswe.ise grosse Meogen an Geschiitzen gelagen
          uud gewarrer werden konnten.  B~eg dafill isr, dass diese Geschiicze das Wappen
          ihres Herren crugen, demnach ganz besonders fiir  ihn angeferrigr worden waren.
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