Page 365 - 1992 - XVIII Congresso Internazionale di Storia Militare
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ElNSCHAIZONC Df.S AM ERIKANISCHP.N KRI~GSI'OlèNTIA!.S
Wie eben schon angeklungen war, srand das Operative und das Operieren
in hoherem Kurs ats die logistik (Nachschub und Versorgung, Trai n) und der Ge-
heime Nachr.ichtendiensr, und di e Fiihruog oder Leirung von Operarioneo galr als
hohe Kunst, wiihrend die Logiscik, wie es cin Wehrmachcgeneral eimnal sagce, nur
des gesunden Menschenverstandes und des Rechenschiebers bedurfre <m. So diirf-
ten die l ehren des amerikanischen Biirgerkrieges auch deshalb wenig im deurschen
Generalsrab haften geblieben sein, weiJ in Amerika an hoher Fiihrungskunsr mir
gur ausgebilderen Soldaten relativ weniger geboren wurde aJs es die deurscheo Be-
rufsoffiziere mit ihrem bochenrwickelren operativem Denken und ihcer langen mi-
liriirischen Tradi.cion gewohnr waren. Wahrscheinlkh bat dieser Eindruck cines
mangeJnden militiirischen Professionalismus zusa=.c.n mir dcm nur kurz.en Ein·
sarz. der Amerikaner im Ersten Welrkrieg die abschiiuige Bewcrtung ihrer miliciiri·
schen Fahigkeiten bescarkr. - Das eigentlich Neue an jenem Burgerk.rieg, die
gewalcige industrieUe Mobilisierung zur Versorgung cines Mi.llionenheeres wurde
dagegen als nicht zum operaciven Bereich gehorend wenigcr beachret.
Zu 2. Dies .fiihrt zu den Problemen des Kriegspocencials. Damir isr exrensiv
aUes gemcint, was zur erfolgreichen Fi.i.brung eines Krieges norwendig ist, also Men-
schen, Rohscoffe, indusrrielle Ferrigungskapazidit, eine geni.igend groBe und gesi-
cherte geographische Basis und die Fihigkeir zu vernunfrgelcicecem HandeJn und
zur Mobilisierung seelischer W erre. Was die Ressourcen und die Geograpbie an·
beuif.fr, so war es hier um Deutschland im Vergleich zu seinen potenrieUen grolkn
Gegnern nie gur besteJJr. Schon Friedrich der GroBe wu.Bre daher, daB er einen
langen Krieg, der viele Mirrel verbrauchu:., nicht fiihren konnte. So wurde der Kurz-
kriegsgedanke zu einem zemralen Element deutschcr milirarischer und poliriscber
Strategie. Auch der Schlieffenplan suchre die in einem langereo Kriege zum Tra-
geo gelangende marerielle Ùberlegenheir der Gegner durch deren blitzschnelte Ver·
nichrung in der Umfassungsschlachr zu umedaufen, was aus video Griinden
bekannilich n:ichc gelang, illchr zuletzr wegen der Unrerschiitzung der Seemachr Eng-
land . .A.bcr urn hierbei Erfolg zu haben, muBte man die operat:iven Fenigkciren
der miliriir.ischen Eiihrer zur bi:ichsren VoUendung bringen. So konzemricne sicb die
Generalstabsausbildung nach dem iilreren Molrke immer mehr aufTaktik und Mi-
liciirstraregie zu lasren einer allgemein-policischen und allgemein-wissenschafdichen
sowie wirtschafdich-rechnischen Ausbildung. Versuche, der Fiihrcrgchllfenausbil-
dung nach dem Fiasko des Ersren Welrkrieges wieder cine brcicere Basis zugeben,
etwa in dcn sogenannren Reinbardc-Kursen oder in der Wehrmachtakademie, wurden
durch Hitler und die Wehrmachrreile abgewi.irgt, u.a. weil eine solche Ausbildung
angesicbrs der Hiderisch"en Kriegsplane zu lange gedauecr barre und wcil sich H.ir-
le.r die gesamtstrategische Fi.ihrung als eigene Domane vorbehielr gerreu dem N.S.-
Fi.ihrerprinzip. Man brauchte jetzt schnell viele Geneialsrabsoffiziere. Dem Srudi-
um des feindlichen Kriegsporemial.s, wozu eben Winscbafr, Tedmik, Wissenscbaft,
Nacionalcharakter usw. gehéiren, brauchre wobJ auch deswegen weniger Aufmerk·
samkeit gezoUr werden, weil dieses ja in einem knrzen Kriege, wie man ihn aro