Page 360 - 1992 - XVIII Congresso Internazionale di Storia Militare
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           der Militiirs sowie du.rch einc: fara le Unrerschiitzong des amerikanischen Kricgspo-
           renrials und eine geradezu leichtsinnige Nichrbcachtung der  Folgen eincr amerika-
           nischen Imervention.
              Dies  brachre  ibm die Kritik Dieckboffs ein, der au&rdem den polidschcn
           EinfluB des amcrikanischen Generalsrabs mlr der Bemukung besuirr, das Miliriil'
           miisse umgekehrt die Polirik des Prisidemen mirmachen. In rein miliwischen Dingcn
           r.raf Boerdchers Uneil meist zu, oicht aber in politischen und suatcgischen Angele-
           genheiten. So verkanme  et die amerikaniscbe Strategie des "Germany fìrst"  voll-
           kommen. Oem GeneraJstabschef Halder meldere er im Mai 194 L srolz, sei ne .Bericbre
           seien imrner zuaeffend gev.•esen und hiitt:cn nic: c:ine Anderung bcdurft. Er rìihmtc
           sich auch, den amcrikanischen Pressebericben vor aUem iiber die Leisrungsfiihig-
           keir der Flugzeugindusuìe nichr geglaubr und die "beaiigerische" U.S.-Politik durch-
           schaur  7.U  haben.  Er  meinre den  "groBen  Oberblick''  zu haben,  dc:nc:r  anderc:n
           absprach.
              Die Wilhelmsua8e, insbcsondere Weizsacker, Dicckho(( uod Thomsen, sran-
           dcn seinen Berichten mir srarken Vorbehalten gegeniiber. Er gebe ja  nur die Scim-
           mungen elniger hoher amcdkanischer Offiziere wieder, nichr a ber dic entschcideoden
           Fakcoren der amcrikanischen Politik. Als ihn Weil:.sacker diskrec daraufhinwc:isen
           lie!S,  er  moge sich der  polirischcn Berichtersratrung mog.lichst enchaJren und sich
           auf das Militiirischc: beschrankcn, anrwonece er, er  handle auf direkte  Anweisung
           des  Fiihrcrs.  Nnch dem  Kricg au( Stil und  lnhalt seiner Berichre angesprochen.
           sngtc er, er ha be so schreiben miissen, dnmir Hider wenigsccns einen T cii auch der
           unangenc:hmen  Nachrichren  zur  Kennmis nahm 1~1.
              Hirler las si e jedenfalls mi t groBem Interesse, denn si e kamen ihm -  wic aucb
           Ribbenuop -  nach  lnhslt  und Sproche entgegen. Deswegen legte dieser sic ihm
           auch rcgelmiiBig vor, was er  mie den Bc:richren Thomsens nicht tat.  Als  sich von
           Boetticher imJ anuar 1942 nach der Einbeziehung der U.S.A. in den Krìeg bei Hider
           zuri.ickmeldere, lobu.•  ihn  dieser mit den Wonen: "Sie habcn mutig berichtet und
           uns nichr nervos gemachc" IHI. Er war voli von dcn  Schwierigkciu:n des Ostkric:-
           ges absorbicn und wollre daher vom Westen her nicht gesròrt werden. Sicher sciiu-
           cc si cb Hiders l..ageblld auf die Berichce Boert:ichers. Aber Boen:icher batte ihm n i che
           das wirkliche Amerika mit seiner wachsenden wicrschaftlichen und milidirischen
           Stiirke geschildert, das ein Gegner des nationalsozialisrischen Deurschland war und
           von  eincrn entschlossenen Prasidemen gefUhrt wurde, sondern ein schwaches, de-
           kadentes und miliciirisch unzulangliches, wie Hitler es horen wollce, weil er diesem
           Lande keine Weh:machtrolle zubilligte. jem, da der Krieg i m Osren wider Erwar·
           ren immer noch weicer ging. sa h  Hirler sei n  Konzepr, di e St:irke der U .S.A. durch
           schneUe  Ausschalrung der der Sowjerunion  ~u unrerlaufen, ausgchebelr. Er ahnre
           also das AusmaB der ;~merikanischen Bedrohung, wollte diese a ber nicht wahrha-
           ben. Er verbarrre in seiner Veracbtung der militiirischen Fiihigkeircn der .Amerika-
           ner, hielc die amerikanische Riisrung fur ein Becrugsmnnover, dic lntervenrion von
           1917 fùr eine Farce und eine solche jenc fùr unmoglich oder jcdenfaUs fùr unwe-
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