Page 364 - 1992 - XVIII Congresso Internazionale di Storia Militare
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seines Radufrlihwarnneczes forden. Die Luftwaffe mir ihrer Offensivdokrrin kon-
zencriene sich hingegen crotz Gleichsrandes ihrer Radaremwicklung mir der engli-
schen aufdie Entwicklung von Funknavigations- und Zielgeriiten, d.ie die Bomber
io den Srand se1:1.en sollren, clic Ziele zu fìnden und zu creffeo. Eorsprechcnd be-
fand sich der geheime Nachrichrendienst viel zu lange i m Schlepptau der operativen
Fiihrung, der ein hoherer Wen beigemcssen wurde. Aus der Heeresd.ienscvom:hrifr
H.Dv 89 g geht hervo.r, da~ der la oder OperacionsofHzicr fì.ir die Lagebeuneilung
wicbciger war als der Offizier des geheimen Nachrichrendienstes <4Bl. (H eu re sind
beidc formai gleichgcscellr).
Ein weiterer Crund fUr dic relative Zuruckseczung dcs gebeimen Nachrich-
tenwese.ns isr die vor allem bei damals alreren Milicars haufìg anzurreffende irratio-
nale odcr vorindusrrielle Mcntalitat, dit irracionalen Wem:n wie Disziplin,
PflichterfùUung. Tapferkeic, Kampfgeisr, Mur usw. besonders in Not'leiten, wenn
die lemen psychischen Reserven, wie im Ersten uncl Zwriren Wc:ltkrieg, zu mobili·
sieren v.•aren, einen hiiheren Rang einriiumr als dem kiihlen Abwagen von Zielen
und Mittcln, wozu eben nuch clic Kennmis iiber deo Gcgner und seine Stiirke ge-
hi5rt. Damir sollrc:n die sogennnmcn irrariooalcn odcr moralisch-ethischen Werte
keinesfalls abgewerrec oder, wie es heu1e so hiiufìg gemo wird, als Sekundiirrugen-
dcn in clic Mom:nkisu: gc:worfen werden. Sie sind im Gegcnteil iiuBerst wichrig
fiir jcde Armee und jcdcs Gemcinwcsen. Sic miisscn cbcn nur ergiim.r werc!en durd1
radonale und vcrnunftgemiiBcs Dcnkcn und Hancleln.- Hider l.B. hn~ce dic Ge-
nerale und Gencralsrabsoffiziere, sofern si e kuhl oder "kalc", wie cr sich ausdruck-
ce, " rechneten" und sich nicht auf den "Glauben nn dcn Fuh.rer" verli~en. Au.ch
Ludcndorff verhiclt sich in der lemcn Phase cles Ersten Wclrkrieges durchaus irra-
tional, wie wir gesehen haben. Die Suaregie wnr zum " Draufschlagen'' vcrkom-
men, und so schliczte ebenfalls Hitler bald in crsrer Linie den jugendfrischcn
Draufgiingcr aucb unrer den Generalsrabsoffizieren, denen er in dcn neucn Beft:ir-
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derungsbescimmuogen < 9> fiir Gencralstabsoffiziere voo Ende 1942/Anfang 1943
schne11en Durchmarsch durch die Gcneralsrabstiitigkeit wr alsbaldigen Vcrwcn·
dung als hohere Truppenfuhrer versprach. Bei dicsc:r wohl bis in dic: Ritterszeit
zuriickrcichenden }.l(emalitat besaS eben der Fronroffizier, Truppenfìihrc:r oder Ope-
ratcU-r hohcres .Ansehen als der Feindnachrichcenoffizicr u"nd - di.esem hier ver-
gleichbar - der Quartiermeisteroffizier, wcil diesc ihre Aufgaben meisr am
Schreibtisch verrichteren, jcne aber an der Front ihr leben aufs Spiel seczten. Zum
gehcimcn Nachrichtendiensr wurden deshalb n[chc immc:r dic: bcsten Offìziere ver-
seczc i m Sin ne der obigen Krirerien, was nichc hcilk die Nnchrichrenoffiziere seien
dumm gewesen.
Aber Typen, wic sie dic Englander mie groBem Erfolg verwemleren - der
beste Mann im britischen Enr:zifferungszenrrum war ein Sonderling, der seinen Trink-
becher an die Heizuag kenece, damic er nichc gesrohlcn wurde, der bei Pollenl:lug
mi t Gasmaske ins .Biiro radelte un d der sei n Erspartes zur Sicherheic vor deurschen
Bomben in eincm \'Qalde vergrub und es dann nicht wieder fand - die hancn
i m deutschen Miliriir keine Chance l)Dl.