Page 207 - Conflitti Militari e Popolazioni Civili - Tomo I
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im ungünstigeren Fall aus Raub lebenden freien Söldner wurden Haiducken genannt. Ihre
Zahl können wir Ende des 16. Jahrhunderts bereits auf etwa 30 000 Mann schätzen.
Auch im Kreis der Bauernbevölkerung verbreitete sich allgemein das Tragen einer Waffe,
und sie haben ihr eigenes Selbstverteidigungssystem, das Bauernkomitat, herausgebildet.
Ihre Gutsherren setzten sie gegen eine Steuerfreiheit mit Vorliebe zum Schutz ihres eigenen
landgutes ein. 6
Der anderthalb Jahrzehnte dauernde Krieg gegen die Osmanen an der Wende des 16./17.
Jahrhunderts beschleunigte die Militarisierung der Gesellschaft. In den östlichen Regionen
des Landes, in der Gegend jenseits der Theiß und in Oberungarn, erhöhte sich die Schicht der
als Haiducken bezeichneten freien Söldner auf etwa 60 000 Mann. Einer der größten Gutsbe-
sitzer des Landesteils, der nach dem Fürstentitel von Siebenbürgen strebende István Bocskai,
leitete im Herbst 1604 seinen Aufstand gegen den König im Schutz der ständischen Rechte
und der protestantischen Religionsfreiheit mit der Unterstützung der Haiducken ein. 7
Als Dank für ihren Dienst siedelte Bocskai mehr als 10 0000 Haiducken in der Gegend
jenseits der theiß an und gab ihnen landgut und kollektiven adelsstand. trotzdem bedeute-
ten die freien Söldner nach dem Ende des Krieges noch Jahrzehnte lang ein ernsthaftes gesell-
schaftliches und politisches Problem. Die Lösung war, sie anzusiedeln oder in den Dienst zu
stellen. Die Fürsten von Siebenbürgin, sowie die hohen Adeligen des Landes siedelten etwa
20-25 000 Haiducken aus dem Osten auf ihrem Landbesitz an oder stellten sie in den Dienst.
Im östlichen Teil des Landes schufen die Familien Báthory und Rákóczi, in Transdanubien
die Familien Batthyányi und Zrínyi eine Reihe von Haiducken- und Soldatensiedlungen. 8
Daneben privilegierten die Gutsherren zum Schutz ihrer Landgüter einen Teil ihrer Leib-
eigenen für ihren Militärdienst, sodass im Land eine ziemlich große Schicht an Soldatenbau-
ern entstand. ein teil von ihnen war bestrebt, seine Privilegien zu erhalten, ein leben als
freier Bauer zu führen, aber es gab auch zahlreiche Personen, die die Zukunft im beruflichen
oder halbberuflichen Soldatenleben sahen. 9
Die Komitate, die die Grundlage der Regierung des Landes bildeten, spielten neben der
Soldatenstellung auch in der Versorgung des Soldatenvolkes mit Lebensmitteln und Ausrü-
stung, in der Beförderung und der Instandhaltung der Burgen eine bedeutende Rolle. Zwar
6 Szakály Ferenc: Parasztvármegyék a XVII. és XVIII. században. [Bauernkomitaten im 17-18. Jahrhundert]
Budapest, 1969. 9-48.
7 Siehe dazu: Nagy László:A Bocskai-szabadságharc katonai története. [Die Miltärgeschichte des Bocskai-
freiheitkampfes] Budapest, 1961.; Nagy László: Bocskai István a hadak élén. [István Bocskai als Heerführer]
Budapest, 1981.
8 Zu der Haiduckenfrage im 17. Jahrhundert siehe: Rácz István: A hajdúk a 17. században. Magyar Történe-
ti tanulmányok II, [Die Haiducken im 17. Jahrhundert. Ungarische Geschichtsstudien] Acta Universitatis
Debreceniensis de Ludovico Kossuth Nominatae Series Historica VIII. Debrecen, 1969.; Szendrey István:
Hajdúszabadságlevelek [Freiheitsbriefe der Heiducken]. Debrecen, 1971, Nyakas Miklós: A bihari kishajdú
városok története. [Die Geschichte der Kleinhaiduckenstädte in Bihar] Debrecen, 2005.; Österreichisches
Staatsarchiv ÖStA Hofkammerarchiv (HKA), Hoffinanz Ungarn (HFU), Rote Nummer (RN) 408 1700 Kon-
volut Oktober fol. 283-284.
9 Zimányi Vera-N. Kiss István: Monumenta Zrinyiana - Pars oeconomica Tomus II. - Insula Muraköz (1635-
1720) Budapest, 1991.; N. Kiss István: Gesellschaft und Heer in Ungarn im Zeitalter der Türkenkriege. Der
Soldatenbauertum In: Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Türkenkriege Ed. Othmar Pickl Graz, 1971.
375-280.;. Varga J. János, 1981. 16–17, 35-49.