Page 208 - Conflitti Militari e Popolazioni Civili - Tomo I
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208 XXXIV Congresso della CommIssIone InternazIonale dI storIa mIlItare • CIHm
wurden die Grenz- und die Kreisobristenposten im Laufe des 17. Jahrhunderts im Allgemei-
nen von ein- und derselben Person besetzt und die Kapitäne der Burgen hatten oft auch ein
Komitatsamt inne, waren die Reibereien zwischen den zivilen Regierungsorganen und der
Militäradministration alltäglich. Ähnliche Zusammenstöße gab es zwischen dem königlichen
und dem Komitatssoldatenvolk, ja es kam sogar vor, dass das dem in die Burgen bestellten
Soldatenvolk der Zugang zur königlichen Festung verwehrt wurde.
Die Militarisierung war am deutlichsten in der äußeren Erscheinung der Dörfer und Städ-
te wahrzunehmen. In den Grenzgebieten wurde fast jede größere Siedlung, Kirche, fast jedes
adelige Herrenhaus verstärkt, um kleinere oder größere Streifzüge abzuwehren, die auf bei-
den Seiten das Ausrauben der Bevölkerung bedeutete. In der Gesellschaft entwickelten sich
diejenigen Überlebenstechniken gegenüber der Staatsgewalt und dem Soldatenvolk, deren
Überbleibsel auch heute noch in Osteuropa anzutreffen sind.
Da die Habsburger infolge der internen ständisch-religiösen Probleme und dann infolge
des Dreißigjährigen Krieges keine entsprechenden militärischen und finanziellen Mittel für
den Schutz gegen die Osmanen aufwenden konnten, waren sie gezwungen, sich stärker als
bis dahin auf die bewaffnete und finanzielle Kraft der ungarischen Stände zu stützen. Zwar
sank die Stärke des königlichen Soldatenvolkes um etwa 25-30%, aber das Soldatenvolk der
hohen Adeligen, sowie die von den Komitaten und den freien königlichen Städten gestellten
Militärkontingente konnten diesen Verlust ausgleichen. 10
Der Großteil der angesiedelten Haiducken wurde Teil des Verteidigungssystems gegen die
Osmanen. Die Haiduckenstädte im Komitat Szabolcs dienten unter dem Kommando des Kreiso-
bristen von Oberungarn dem König, und diejenigen, die sich im Komitat Bihar angesiedelt hatten,
unter der Leitung des Kreisobristen von Várad den Fürsten von Siebenbürgen. 11
Unseren Berechnungen zufolge beläuft sich im königlichen Ungarn mit 3 Millionen Ein-
wohnern um die Mitte des 17. Jahrhunderts die Zahl der Soldaten von verschiedenen Ständen
und mit verschiedenem Rang, bzw. Rechtsstand, die berufsmäßig oder gelegentlich dienten,
auf etwa 100 000 Mann. Ihre am besten ausgebildete Gruppe stellten die Berufssoldaten des
königlichen Burg- und Feldsoldatenvolkes dar, die auch schon auf den Schlachtfeldern des
Dreißigjährigen Krieges Dienst geleistet hatten. Das Hauptkorps der militarisierten Schich-
ten bestand aus den Haiducken und freien Söldnern, die vom König, den hohen Adeligen und
den Komitaten gleichermaßen in den Dienst genommen wurden. Diejenigen, die im Rahmen
des Soldatenbauerntums und der Selbstverteidigungsorganisationen des Bauerntums Dienst
leisteten, versahen eher Aufsichtsaufgaben und dienten höchstens in den von den Komitaten
zeitweilig aufgestellten Verbänden. 12
10 Wie Pergstett: Vnd Ober Hungerischen Graniczen mit endt Juny dieses 1629 Jahres beßezt sein… ÖStA
Kriegsarchiv (KA) Wiener Hokriegsrat (HKR)Akten 1629. Juni Nr. 40. fol.1–6.; Specification über die Ver-
zichte Canisische Gränitz Bezahlung 1643 [november]. ÖStA HKA HFU RN 168. 1643 Konvolut Okt-Dez.
fol. 81–86.
11 István Czigány: „Die Neuorganisation desVerteidigungssystems gegen die Türken nach dem Wiener Frie-
den. In: Einigkeit und Frieden sollen auf Seiten jeder Partei sein” Die Friedenschlüsse von Wien (23. 06.
1606.) und Zsitvatorok (15. 11. 1606.) Hrsg.: Barta János-Manfred Jatzlauk-Klára Papp Debrecen, 2007.
286-291.
12 N. Kiss István: Die ökonomische und soziale Basis der Verteidigung gegen die Türken in Ungarn, 16-17.
Jahrhundert. In: Beiträge zur Geschichte der frühzeitlichen Garnisons- und Festungsstadt. Ed H. W. Her-