Page 209 - Conflitti Militari e Popolazioni Civili - Tomo I
P. 209
209
aCta
Das Soldatenvolk in Ungarn passte sich voll und ganz den Aufgaben des Grenzschutzes,
sowie der Kampfweise und der Waffengattungsstruktur des Gegners an. Es stellte die tradi-
tionellen ungarischen Truppengattungen, die leichte Kavallerie und die leichte Infanterie, in
den Vordergrund. Die gelegentlich als Soldaten Aktiven eigneten sich die Kampfverfahren
im Zusammenhang mit dem Grenzschutz und dem Burgschutz, oder die elemente dieser
leichter an, als die regulären Kampfarten, die einer langen Ausbildung bedurften.
In den Grenzgebieten, der Schutzzone gegen die Osmanen, war auch im 17. Jahrhundert
ein Heer mit einer ähnlich großen Stärke von 25-30 000 Mann stationiert, wie die Stärke des
Gegners. Fast die Hälfte dieser machte das Heer des Königs, bzw. die hierher kommandier-
ten kleineren kaiserlichen Söldnereinheiten aus. Danach kamen sie aus den Verbänden des
stehenden Heeres und aus der Reihe der Heere der hohen adeligen und des Komitatssolda-
tenvolkes.
Die Privilegien und Steuervergünstigungen, die als Entgeltung für die Dienstleistungen
als Soldaten gegeben wurden, spielten eine wichtige Rolle in der Finanzierung eines der
bedeutendsten und stärksten Grenzschutzheere Europas. Dieses Verfahren verursachte zwar
knappe Steuereinnahmen, sicherte aber eine bedeutende gesellschaftliche Mobilität. Die Be-
rufssoldatenschichten wurden zu einem ernsthaften politischen Faktor, auf dessen Unterstüt-
zung die zentrale (königliche) und die ständische Macht gleichermaßen zählten.
Nach der Vertreibung der Osmanen führte die Demilitarisierung der Gesellschaft im Kö-
nigreich Ungarn an der Wende des 17./18. Jahrhunderts zu schwerwiegenden politischen
Problemen und bewaffneten Konflikten, aber dies ist bereits eine andere Geschichte.
mann. Saarbrücken, 1983 186-188.; Czigány István: Reform vagy kudarc? [Reform oder Fiasko ?] Kísérle-
tek a magyarországi katonaság beillesztésére a Habsburg Birodalom haderejébe 1600-1700. Budapest, 2004.
188.